Wildblumenwiesen
Mit ihrem reichen Blütenangebot sind Wildblumenwiesen Nahrungs- und Fortpflanzungsräume für unsere Schmetterlinge, Schwebfliegen, zahlreiche Käferarten und Wildbienen. Sie verschönern außerdem das Landschaftsbild, erhöhen die Erholungsqualität für uns Menschen und bieten Vögeln, Amphibien und Fledermäusen ein großes Nahrungsspektrum.
In der Landwirtschaft gilt das Mahdgut dieser artenreichen Wiesen als Apotheke für den Stall.
Insektenschutz und Artenvielfalt
Insekten machen etwa zwei Drittel allen Lebens auf der Erde aus, sie sind in der Nahrungskette unverzichtbar. Insbesondere als Bestäuber sind sie für uns Menschen von immenser Bedeutung. Eine intakte Biodiversität mit ihren bekannten Interaktionen ist der Motor aller Lebensgemeinschaften, von denen auch die Existenz des Menschen abhängig ist. Trotzdem hat sich die Masse der Insekten durch menschliche Eingriffe um 75 % reduziert.
Durch den Rückgang der Insekten als dem wichtigsten Glied der Nahrungskette wird das gesamte komplexe System der tierischen Lebensgemeinschaften angegriffen.
Untersuchungen der Krefelder Entomologen (Dr. Sorg) haben über die Jahre 1989-2013 einen Rückgang der flugfähigen Insekten in ihrer Biomasse um über 65% festgestellt. Inzwischen haben Folgeuntersuchungen weitere alarmierende Verluste, v.a. der Artenvielfalt dokumentiert. Dieser auch sichtbare Insektenschwund hat neuerdings sogar zum Absterben von Singvogelbruten und zu einem eklatanten Rückgang der Radnetzspinnen geführt.
In einem überschaubaren Zeitraum von etwas mehr als 2 Generationen hat die immer schneller wachsende Menschheit der Natur katastrophale Schäden zugefügt. Ein wesentlicher Faktor ist der Verlust von Oberfläche zugunsten von Siedlung, Industrie und Verkehr. Dies bedeutet einen anhaltenden Schwund von Lebensräumen für unsere Tier- und Pflanzenwelt - zur Zeit fast 70 ha pro Tag, deutschlandweit.
Darüber hinaus haben die Auswirkungen der industriellen und subventionierten Landwirtschaft ein schlimmes Szenario gestaltet. Randsäume und Gehölzhecken wurden für die Nutzung umgebrochen. Mittels Düngung wurde die Pflanzenvielfalt auf den Mähwiesen extrem verringert.
Durch Pflanzenschutzmittel und Insektengifte wurden die Insekten als sogenannte Schädlinge bis an den Rand des Aussterbens gebracht. Insbesondere den Wildbienen als wichtigste Bestäuber werden durch den großflächigen Einsatz des Total-Herbizids Glyphosat wesentliche Nahrungsquellen entzogen. Die Folgen sind inzwischen bekannt.
Können wir etwas dagegen tun?
Wir können die Lebensbedingungen von Insekten, Vögeln und Amphibien verbessern, um die Artenvielfalt oder zumindest die Anzahl der Individuen zu erhalten.
Die Naturschutzstiftung Niederrhein fördert seit 5 Jahren die Anlage von Wildblumenwiesen mit regionaltypischem Saatgut. Ziel ist es, dem Insektensterben entgegen zu wirken und das Bewusstsein der Öffentlichkeit für den Naturschutz zu stärken.
Jeder kann mithelfen, auch viele kleine Trittsteine schaffen Über - Lebensräume.
Wildbienen
Viele Wildbienen sind bezüglich ihrer Fortpflanzung auf einzelne Pflanzengruppen, teilweise sogar nur auf eine einzige Art, spezialisiert. Verschwinden in der Offenlandschaft ganze Pflanzenfamilien, sterben demzufolge viele Wildbienenarten der über 33.000 gelisteten Insektenarten Deutschlands aus.
Gefährdet wird dadurch die Bestäubungsleistung der Wildbienen, die, im Gegensatz zu den Zuchtbienen, sehr „wetterfest“ sind. Ohne die Verbreitung des Samengutes (Pollen) gibt es keine Früchte, keine Ernte. Sie sind durch menschlichen oder technischen Einsatz nicht zu ersetzen.
Die Frühlings – Pelzbiene ist ein intensiver Bestäuber
Die Fortpflanzung der Wildbienen geschieht über den Pollen- und Nektareintrag in die Brutkammern ( ca. 5-15 pro Niströhre ). Jeweils eine Larve ernährt sich bis zu ihrem Schlupf von diesem Eiweiß-Zuckergemisch, falls sie nicht von Brutparasiten anderer Insekten oder der „Kuckucksbienen" ersetzt werden. Brutparasitismus, vorwiegend von Fliegen, Bienen und Käfern betrieben, ist jedoch ein natürliches Verhalten, das intakte Lebensgemeinschaften nicht gefährdet.
560 verschiedene Wildbienenarten (einschließlich Hummeln) waren für Deutschland gelistet – vor ca. 12 Jahren.
Was davon noch übrig ist, wird weiterhin durch die Anwendung von sogenannten selektiven Insektiziden bedroht und vernichtet. Die Giftgruppe der Neonikotinoide ist 10.000 mal wirksamer als das 1972 verbotene DDT.
Im Labortest töten 4 nanogr eine Biene. Das bedeutet, dass 4 g (!!) eine Million Bienen töten können. Trotz erheblicher gesetzlicher Einschränkungen für die Anwendung wird Saatgut - vorwiegend Mais - damit geimpft, um Schädlinge, wie z. B. den Maiszünsler, zu bekämpfen.
Vorsicht Falle!
Dieses Gift wird durch die wachsende Pflanze ausgeschieden (Guttation) und windbedingt bis über 100 m vertrieben.
Da an den Rändern vieler konventionell bewirtschafteter Äcker aus optischen Gründen vermehrt Blühstreifen angelegt werden, locken sie Insekten an.
So wird sehr oft, trotz guter Absicht, eine Todeszone für Insekten etabliert.
Saatgut aus weit entfernten Regionen, teilweise aus völlig anderen klimatischen Räumen, ist eine zusätzliche Gefährdung der heimischen Arten. Nicht heimische Blumen und Gräser bieten nicht die Vielfalt der lebensnotwendigen Nahrungs- und Fortpflanzungsangebote, die unsere heimischen Insekten brauchen.
Die Knautien – Sandbiene, eine seltene Spezialistin
Die Bedeutung der Artenvielfalt
Den Prozess des Aussterbens können wir nicht mehr umkehren. Ausgestorbene Arten sind unwiederbringlich verloren und mit ihnen weitere, davon abhängige Arten. So wird die gesamte Nahrungskette bis hinauf zum Menschen nach und nach zerstört.
Wenn Arten schwinden, hat das Folgen. Ökosysteme „funktionieren" erst durch das Zusammenspiel vieler Arten. Sie halten somit alle wesentlichen Lebensvorgänge am Laufen, von denen auch unser eigenes Leben abhängt:
Pflanzen versorgen uns mit Sauerstoff. Mikroorganismen reinigen Wasser. Viele Tierarten dienen als Nahrung und Arzneimittel und fördern die Fruchtbarkeit von Böden.
Allein der Verlust von bestäubenden Insekten bedroht die Nahrungsmittelproduktion im Wert von 300 bis über 500 Milliarden Euro pro Jahr (Weltdiversitätsrat IPBES).
Hummeln sind die effektivsten Bestäuber
Innerhalb der nächsten Jahrzehnte könnten rund 1 Mio. Arten verschwinden, wenn sich der Zustand unserer Ökosysteme weiter so dramatisch verschlechtert.
Deshalb brauchen wir die biologische Vielfalt, auch für unser tägliches Leben.
Die Zerstörung von Lebensräumen wird nicht nur die Tierwelt schädigen, sondern auch keine nachhaltige Nutzung der Nahrungs-Ressourcen unseres Planeten zulassen. Durch die wachsende Erdbevölkerung wird auch die Wissenschaft (Medizin und Agrartechnik) an ihre Grenzen gelangen. Die "kaputte Natur" wird ihren Tribut fordern. Die Natur kann ohne uns, aber wir nicht ohne die Natur.
Insektenschutzmaßnahmen
Wegen des Verlustes von blühenden Wildkräutern in der Offenlandschaft ist die Anlage von Wildblumenwiesen auf privaten und kommunalen Flächen besonders wichtig.
Einzelpersonen, Stiftungen und Naturschutzorganisationen können dabei vieles leisten, um den Insektenschwund einzuschränken und zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen.
Das Insektensterben aufzuhalten, scheint in der augenblicklichen Entwicklung kaum möglich.
Das Anwachsen der Weltbevölkerung und der fortlaufende Naturverbrauch sind bedrückend. Es ist die Aufgabe der Politik, in Europa vorrangig naturschädliche Subventionen abzubauen und die Finanzierung von Schutzgebieten zu steigern.
Die Naturschutzstiftung Niederrhein fördert auf Antrag das erforderliche standortgerechte Saatgut. Dazu eine Bodenuntersuchung und eine evtl. notwendige Düngung für die Anlage solcher Flächen ab einer Größe von 1000 qm im Außenbereich.
In Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Kreis Wesel werden Menge und Zusammensetzung des Regio – Saatgutes, entsprechend dem ausgewiesenen Bodentyp, bestimmt. Die Biologen der BSKW geben auch die notwendigen Bewirtschaftungshinweise, die dann in Eigenregie ausgeführt werden.
Formalien
Die Naturschutzstiftung Niederrhein vereinbart mit jedem Grundeigentümer, dass die geförderte Blumenwiese mindestens 10 Jahre Bestand hat, dass sie zweimal jährlich gemäht wird und dass das Mähgut abgetragen wird.
Mähweide am Archäologischen Park in Xanten
Die Naturschutzstiftung Niederrhein förderte bereits viele Standorte im Kreis Wesel, die sich zu eindrucksvoll blühenden Wiesen-Biotopen entwickelt haben.
Zum Nutzen der Natur und zur Freude der Betrachter.
Was können Sie tun?
Wir bieten weiteren engagierten NaturliebhaberInnen, die ihre geeigneten Flächen insektenfreundlich gestalten wollen, gerne unsere finanzielle Hilfe an.
Sprechen Sie uns an! Wir freuen uns auf viele weitere Projekte.
Die Anträge können von privaten Grundeigentümern, Gruppen oder gemeinnützigen Vereinen gestellt werden.
Was Sie tun können, auch wenn Sie keine eigene Fläche haben:
Ihre Spenden helfen, viele weitere „ Insekten - Trittsteine“ zu schaffen.
Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt wie z. Bsp. Spenden statt Geschenke bei Feierlichkeiten. Oder möchten Sie mit einem Legat blühende Wiesen hinterlassen?
Wir setzen uns gerne weiter ehrenamtlich ein.
Xanten
- 2 Standorte im Freizeitzentrum Xanten
- 1 Standort am Achäologischen Park
Hünxe
- 1 Standort in Bucholtwelmen 14 ha
Alpen
- 1 Standort Veen
Hamminkeln
- 1 Standort in Loikum
Rheinberg
- 1 Standort in Vierbaum
Wesel
- 1 Standort in Obrighoven
Spellen
- Mahdwiese des Tinthofs Spellen. Die Anlage wird mehrere Jahre beanspruchen. Sponsoren werden benötigt
Dinslaken
Ein Teil des Gartengeländes am Hof Emschermündung wird vom Naturschutzbund (NABU) gestaltet und betreut. Die Naturschutzstiftung Niederrhein hat durch die Spende von RegioSaatgut die Anlage einer landschaftsangepassten artenreichen Wiese (s. Foto) ermöglicht. Mit ihrem Blumenreichtum vom Frühjahr bis zum Herbst zieht sie zahlreiche Insekten (Wildbienen, Heuschrecken, Schmetterlinge, Schwebfliegen u.a.) und bietet ihnen eine Nahrungsgrundlage. Für die Besucher ist die Wiese ein lebendiges und naturpädagogisches Anschauungsobjekt.”
© Dr. G. Verbücheln
eine kleine bunte Vorzeigewiese
Unsere derzeitigen Projekte:
- Xanten, Freizeitzentrum
Das ist unser 3. Projekt in diesem Bereich. Die Einsaat erfolgte im Frühjahr 2018 und muss wegen der Trockenheit erneuert werden.
Weitere Projekte sind in der Planung.
Wer mehr über die Studie zum Insektensterben erfahren möchte, kann dies unter folgendem Link der Zeit-Online.